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Umkehrfunktionen

Stell dir vor, du hast ein Geheimcode-System mit deinem besten Freund. Ihr ersetzt jeden Buchstaben durch den dritten Buchstaben danach im Alphabet. Aus “A” wird “D”, aus “B” wird “E”. So kannst du geheime Nachrichten verschlüsseln.

Aber was passiert, wenn du eine verschlüsselte Nachricht bekommst? Du brauchst den umgekehrten Prozess. Du musst jeden Buchstaben um drei Stellen zurückschieben. Aus “D” wird wieder “A”.

Genau das ist die Idee hinter Umkehrfunktionen. Sie machen das Gegenteil einer Funktion. Sie führen dich zurück zum Ausgangspunkt.

Eine Funktion nimmt einen Eingabewert und verwandelt ihn in einen Ausgabewert. Die Umkehrfunktion macht genau das Gegenteil. Sie nimmt den Ausgabewert und liefert dir den ursprünglichen Eingabewert zurück.

Denke an das Geheimcode-Beispiel. Die Verschlüsselung ist deine Funktion. Die Entschlüsselung ist die Umkehrfunktion.

Mathematisch ausgedrückt: Wenn eine Funktion ff den Wert xx auf yy abbildet, dann bildet die Umkehrfunktion f1f^{-1} den Wert yy zurück auf xx.

DEFINITION

Die Umkehrfunktion f1f^{-1} einer Funktion ff ist definiert durch:

f1(f(x))=xundf(f1(y))=yf^{-1}(f(x)) = x \quad \text{und} \quad f(f^{-1}(y)) = y

Für jeden Punkt (a,b)(a, b) auf dem Graphen von ff liegt der Punkt (b,a)(b, a) auf dem Graphen von f1f^{-1}.

Das hochgestellte 1-1 bedeutet hier nicht “eins durch ff”. Es ist ein Symbol für die Umkehrfunktion. Lies es als ”ff invers” oder ”ff umgekehrt”.

Nicht jede Funktion hat eine Umkehrfunktion. Eine Funktion braucht eine besondere Eigenschaft: Sie muss umkehrbar eindeutig (bijektiv) sein.

Was bedeutet das? Jeder Ausgabewert darf nur von genau einem Eingabewert kommen. Wenn zwei verschiedene Eingaben zur gleichen Ausgabe führen, weiss die Umkehrfunktion nicht, welchen Wert sie zurückgeben soll.

Häufiger Fehler: Nicht jede Funktion hat eine Umkehrfunktion! Die Funktion f(x)=x2f(x) = x^2 ist auf ganz R\mathbb{R} nicht umkehrbar. Denn f(2)=4f(2) = 4 und f(2)=4f(-2) = 4. Welchen Wert sollte f1(4)f^{-1}(4) liefern? Erst wenn du den Definitionsbereich einschränkst (z.B. auf x0x \geq 0), wird sie umkehrbar.

  1. Schreibe die Funktionsgleichung y=f(x)y = f(x) auf.
  2. Vertausche xx und yy in der Gleichung.
  3. Löse die neue Gleichung nach yy auf.
  4. Das Ergebnis ist f1(x)f^{-1}(x).

Stell dir den Graphen einer Funktion vor. Die Umkehrfunktion entsteht, wenn du jeden Punkt (x,y)(x, y) durch den Punkt (y,x)(y, x) ersetzt. Geometrisch bedeutet das: Du spiegelst den Graphen an der Winkelhalbierenden y=xy = x.

Zeichne dir das auf. Der Graph von ff und der Graph von f1f^{-1} sind Spiegelbilder. Die Gerade y=xy = x ist die Spiegelachse.

Gegeben ist die Funktion f(x)=2x+3f(x) = 2x + 3. Bestimme die Umkehrfunktion.

Schritt 1: Schreibe die Gleichung mit yy.

y=2x+3y = 2x + 3

Schritt 2: Vertausche xx und yy.

x=2y+3x = 2y + 3

Schritt 3: Löse nach yy auf.

x3=2yx - 3 = 2y y=x32y = \frac{x - 3}{2}

Ergebnis: Die Umkehrfunktion lautet f1(x)=x32f^{-1}(x) = \frac{x - 3}{2}.

Probe: Setze f(1)=21+3=5f(1) = 2 \cdot 1 + 3 = 5 ein. Dann ist f1(5)=532=1f^{-1}(5) = \frac{5-3}{2} = 1. Es stimmt!

Beispiel:

Gegeben ist f(x)=x2f(x) = x^2 mit x0x \geq 0. Bestimme die Umkehrfunktion.

Schritt 1: y=x2y = x^2 (mit x0x \geq 0)

Schritt 2: Vertausche: x=y2x = y^2

Schritt 3: Löse nach yy auf. Da y0y \geq 0 sein muss:

y=xy = \sqrt{x}

Ergebnis: Die Umkehrfunktion ist f1(x)=xf^{-1}(x) = \sqrt{x}.

Die Quadratfunktion und die Wurzelfunktion sind also Umkehrfunktionen voneinander. Sie heben sich gegenseitig auf: x2=x\sqrt{x^2} = x für x0x \geq 0.

Beispiel:

Die Formel zur Umrechnung von Celsius in Fahrenheit lautet:

F(c)=95c+32F(c) = \frac{9}{5} \cdot c + 32

Wie lautet die Formel, um Fahrenheit in Celsius umzurechnen?

Lösung: Wir suchen die Umkehrfunktion.

Schritt 1: f=95c+32f = \frac{9}{5} \cdot c + 32

Schritt 2: Vertausche die Variablen: c=95f+32c = \frac{9}{5} \cdot f + 32

Schritt 3: Löse nach ff auf:

c32=95fc - 32 = \frac{9}{5} \cdot ff=59(c32)f = \frac{5}{9} \cdot (c - 32)

Ergebnis: Die Umrechnungsformel von Fahrenheit nach Celsius ist:

C(f)=59(f32)C(f) = \frac{5}{9} \cdot (f - 32)

Beispiel: 77°F77°F entsprechen C(77)=59(7732)=5945=25°CC(77) = \frac{5}{9} \cdot (77 - 32) = \frac{5}{9} \cdot 45 = 25°C.

Die Graphen von ff und f1f^{-1} sind immer spiegelsymmetrisch zur Geraden y=xy = x. Das liegt daran, dass wir bei der Umkehrung die Koordinaten vertauschen.

Ein Punkt (3,7)(3, 7) auf dem Graphen von ff wird zu (7,3)(7, 3) auf dem Graphen von f1f^{-1}. Beide Punkte haben den gleichen Abstand zur Geraden y=xy = x.

Achtung beim Definitionsbereich: Der Definitionsbereich von f1f^{-1} entspricht dem Wertebereich von ff. Und der Wertebereich von f1f^{-1} entspricht dem Definitionsbereich von ff. Diese Bereiche werden also vertauscht!

Die Umkehrfunktion macht eine Funktion rückgängig. Um sie zu finden, vertauschst du xx und yy und löst nach yy auf. Der Graph der Umkehrfunktion entsteht durch Spiegelung an der Geraden y=xy = x.

Wichtig: Nicht jede Funktion ist umkehrbar. Sie muss bijektiv sein. Manchmal hilft es, den Definitionsbereich einzuschränken.

❓ Frage: Bestimme die Umkehrfunktion von f(x)=3x6f(x) = 3x - 6.
Lösung anzeigen

Lösung:

  1. y=3x6y = 3x - 6
  2. Vertausche: x=3y6x = 3y - 6
  3. Löse auf: x+6=3yx + 6 = 3y, also y=x+63y = \frac{x + 6}{3}

Die Umkehrfunktion ist f1(x)=x+63f^{-1}(x) = \frac{x + 6}{3}.

❓ Frage: Liegt der Punkt (5,2)(5, 2) auf dem Graphen von ff. Welcher Punkt liegt dann auf dem Graphen von f1f^{-1}?
Lösung anzeigen

Lösung: Der Punkt (2,5)(2, 5) liegt auf dem Graphen von f1f^{-1}.

Bei der Umkehrfunktion werden die Koordinaten vertauscht.

❓ Frage: Warum hat die Funktion f(x)=x2f(x) = x^2 auf ganz R\mathbb{R} keine Umkehrfunktion?
Lösung anzeigen

Lösung: Die Funktion ist nicht umkehrbar eindeutig.

Verschiedene Eingaben führen zur gleichen Ausgabe. Zum Beispiel: f(3)=9f(3) = 9 und f(3)=9f(-3) = 9.

Die Umkehrfunktion wüsste nicht, ob sie 33 oder 3-3 zurückgeben soll.

Erst mit der Einschränkung x0x \geq 0 oder x0x \leq 0 wird sie umkehrbar.