Proportionale Funktionen
Stell dir vor, du kaufst Äpfel auf dem Markt. Ein Apfel kostet 50 Rappen. Zwei Äpfel kosten 1 Franken. Vier Äpfel kosten 2 Franken. Du merkst sofort: Je mehr Äpfel du kaufst, desto mehr zahlst du – und zwar immer im gleichen Verhältnis.
Wenn du die Anzahl der Äpfel verdoppelst, verdoppelt sich auch der Preis. Wenn du dreimal so viele Äpfel nimmst, zahlst du auch dreimal so viel. Dieses gleichmässige Wachstum begegnet dir überall: beim Tanken, beim Berechnen von Geschwindigkeiten oder beim Umrechnen von Währungen.
In der Mathematik beschreiben wir solche Zusammenhänge mit proportionalen Funktionen.
Von Äpfeln zur Formel
Abschnitt betitelt „Von Äpfeln zur Formel“Bleiben wir beim Apfelbeispiel. Du kannst eine kleine Tabelle aufstellen:
| Anzahl Äpfel | Preis in CHF |
|---|---|
| 1 | 0.50 |
| 2 | 1.00 |
| 3 | 1.50 |
| 4 | 2.00 |
Was fällt auf? Der Preis ist immer die Anzahl der Äpfel mal 0.50. Du rechnest also:
In der Mathematik nutzen wir Variablen. Die Anzahl nennen wir , den Preis nennen wir . Der Faktor 0.50 ist unser Proportionalitätsfaktor. Wir kürzen ihn mit ab.
Eine proportionale Funktion hat die Form:
Dabei ist:
- die unabhängige Variable (Eingabewert)
- die abhängige Variable (Ausgabewert)
- der Proportionalitätsfaktor (auch Steigung genannt)
Der Proportionalitätsfaktor gibt an, wie stark wächst, wenn um 1 zunimmt. In unserem Beispiel ist . Das bedeutet: Für jeden zusätzlichen Apfel zahlst du 50 Rappen mehr.
Das Bild im Kopf: Die Ursprungsgerade
Abschnitt betitelt „Das Bild im Kopf: Die Ursprungsgerade“Wenn du eine proportionale Funktion als Graph zeichnest, erhältst du immer eine Gerade. Diese Gerade hat eine besondere Eigenschaft: Sie geht durch den Ursprung, also durch den Punkt .
Das ergibt Sinn. Null Äpfel kosten null Franken. Keine Strecke bedeutet null Zeit. Kein Benzin kostet nichts.
Stell dir den Proportionalitätsfaktor als Steilheit der Geraden vor. Ein grosses bedeutet eine steile Gerade – der -Wert wächst schnell. Ein kleines bedeutet eine flache Gerade – der -Wert wächst langsam.
Bei negativem fällt die Gerade. Das kommt seltener vor, ist aber möglich: Zum Beispiel wenn dein Guthaben pro Minute abnimmt.
Schritt-für-Schritt: So löst du Aufgaben
Abschnitt betitelt „Schritt-für-Schritt: So löst du Aufgaben“Wenn du den Funktionswert berechnen sollst:
Abschnitt betitelt „Wenn du den Funktionswert berechnen sollst:“- Lies den Proportionalitätsfaktor ab oder berechne ihn.
- Setze den gegebenen -Wert in die Formel ein.
- Rechne das Produkt aus.
Wenn du den -Wert berechnen sollst:
Abschnitt betitelt „Wenn du den xxx-Wert berechnen sollst:“- Stelle die Formel um:
- Setze den gegebenen -Wert und ein.
- Führe die Division durch.
Wenn du aus zwei Werten berechnen sollst:
Abschnitt betitelt „Wenn du mmm aus zwei Werten berechnen sollst:“- Nutze die Formel
- Setze ein bekanntes Wertepaar ein.
- Kürze falls möglich.
Typische Fehler bei proportionalen Funktionen:
-
Verwechslung mit linearen Funktionen: Eine proportionale Funktion hat KEINEN -Achsenabschnitt. Sobald ein oder in der Gleichung steht, ist es keine proportionale Funktion mehr.
-
Division durch Null: Wenn ist, kannst du nicht berechnen. Du brauchst immer ein Wertepaar mit .
-
Vorzeichenfehler bei negativem : Wenn negativ ist, wird auch negativ bei positivem . Achte auf die Vorzeichen!
Beispiele
Abschnitt betitelt „Beispiele“Einfache Berechnung: Preis von Brötchen
Abschnitt betitelt „Einfache Berechnung: Preis von Brötchen“Ein Brötchen kostet CHF 1.20. Die Funktion für den Gesamtpreis lautet .
Frage: Wie viel kosten 5 Brötchen?
Lösung:
5 Brötchen kosten CHF 6.00.
Mittlere Schwierigkeit: Proportionalitätsfaktor bestimmen
Abschnitt betitelt „Mittlere Schwierigkeit: Proportionalitätsfaktor bestimmen“Ein Auto fährt mit konstanter Geschwindigkeit. Nach 3 Stunden hat es 210 km zurückgelegt.
Frage: Wie lautet die Funktionsgleichung? Wie weit fährt das Auto in 5 Stunden?
Lösung:
Zuerst berechnen wir :
Die Funktionsgleichung lautet . Der Proportionalitätsfaktor entspricht der Geschwindigkeit in .
Für 5 Stunden gilt:
Das Auto fährt in 5 Stunden 350 km.
Textaufgabe mit Rückwärtsrechnung
Abschnitt betitelt „Textaufgabe mit Rückwärtsrechnung“Für eine Geburtstagsparty kaufst du Luftballons. Der Preis ist proportional zur Anzahl. Für 12 Luftballons zahlst du CHF 9.00.
Frage: Wie viele Luftballons bekommst du für CHF 15.00?
Lösung:
Zuerst bestimmen wir den Preis pro Luftballon:
Ein Luftballon kostet CHF 0.75.
Jetzt stellen wir um und berechnen :
Für CHF 15.00 bekommst du 20 Luftballons.
Woran erkennst du eine proportionale Funktion?
Abschnitt betitelt „Woran erkennst du eine proportionale Funktion?“Nicht jeder Zusammenhang ist proportional. Eine proportionale Funktion erkennst du an diesen Merkmalen:
- Der Graph ist eine Gerade durch den Ursprung.
- Verdoppelt sich , verdoppelt sich auch .
- Der Quotient ist für alle Wertepaare gleich.
- Die Funktionsgleichung hat die Form ohne zusätzlichen Summanden.
Ein Gegenbeispiel: Ein Handyvertrag mit Grundgebühr plus Kosten pro Minute ist NICHT proportional. Selbst wenn du null Minuten telefonierst, zahlst du die Grundgebühr. Der Graph würde nicht durch den Ursprung gehen.
Quiz: Teste dein Wissen
Abschnitt betitelt „Quiz: Teste dein Wissen“Lösung anzeigen
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Die Funktionsgleichung lautet mit in Litern und in Minuten.
Für 120 Liter:
Es dauert 15 Minuten.
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Nein, das ist keine proportionale Funktion.
Die Gleichung enthält den Summanden . Dadurch geht der Graph nicht durch den Ursprung. Für ergibt sich , nicht .
Es handelt sich um eine lineare Funktion mit -Achsenabschnitt.
Zusammenfassung
Abschnitt betitelt „Zusammenfassung“Proportionale Funktionen beschreiben Zusammenhänge, bei denen zwei Grössen im gleichen Verhältnis wachsen. Die Formel ist ihr Erkennungszeichen. Der Graph ist immer eine Gerade durch den Ursprung.
Du begegnest proportionalen Funktionen täglich: beim Einkaufen, beim Berechnen von Strecken und Zeiten, beim Umrechnen von Einheiten. Mit der Formel und den drei Grundaufgaben – berechnen, berechnen, bestimmen – bist du für alle Aufgaben gerüstet.